Nephrotisches Syndrom und Nephritisches Syndrom

Klinik für Nephrologie und Rheumatologie

Nephrotisches Syndrom

Das nephrotische Syndrom ist charakterisiert durch eine vermehrte Eiweißausscheidung über den Urin (Proteinurie) von ≥ 3,5 g über 24 Stunden, ein erniedrigtes Albumineiweiß im Blut (Hypalbuminämie), erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie) sowie Wassereinlagerungen (Ödembildung).

Primäres und sekundäres nephrotisches Syndrom

Die Ursache eines nephrotischen Syndroms umfasst verschiedenste Krankheitsentitäten und es ist wichtig herauszufinden, ob es sich um ein primäres (ohne auslösende Ursache) oder ein sekundäres nephrotisches Syndrom (in Folge anderer Erkrankungen) handelt.

Ein primäres nephrotisches Syndrom kann unter anderem durch eine membranöse Glomerulonephritis, eine Minimal-Change-Glomerulonephritis, eine Fokal-Segmentale-Glomerulosklerose oder eine membranoproliferative Glomerulonephritis bedingt sein.

Ein sekundäres nephrotisches Syndrom entsteht als Folge einer zugrundeliegenden Erkrankung und wird häufig im Rahmen einer Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus), Erkrankungen des blutbildenden Systems (myeloproliferativer Erkrankungen) oder im Zuge eines Infektes gesehen.

Diagnose und Therapie

Um die korrekte Diagnose stellen zu können, ist es essentiell eine Gewebeprobeentnahme der Niere (Nierenbiopsie) durchzuführen. Denn erst mit der korrekten Diagnose kann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Die primären Formen des nephrotischen Syndroms werden primär durch Immunsystem-unterdrückende Medikamente (immunsuppressiv) behandelt. Therapieansätze mit dem Einsatz von Kortison-haltigen Medikamenten (Glukokortikoiden) oder anderen Immunsystem-unterdrückenden Medikamenten (Calcineurininhibitoren und Alkylanzien) sind etabliert und kommen in unserer Klinik regelmäßig zum Einsatz. Neuste Studien belegen den positiven Effekt von speziellen Antikörpern (z.B. Rituximab) und wurden auch bereits von uns mit Erfolg angewandt.

Nephritisches Syndrom

Das nephritische Syndrom ist eine akute Verschlechterung der Nierenfunktion auf dem Boden einer akuten Glomerulonephritis. Klinisch stellt man die Diagnose eines nephritischen Syndroms beim Vorliegen eines akuten Anstiegs des Entgiftungswertes Kreatinin im Blut (Nierenversagens), einer variablen Anstiegs der Urineiweißausscheidung (Proteinurie) (ca. 1-3 g/Tag) und eines vermehrten Nachweißes von bestimmten Formen von roten Blutkörperchen im Urin (nephritisches Sediment (Hämaturie, >75% dysmorphe Erythrozyten, >5% Akanthozyten, Erythrozytenzylinder)).

Rapid-progressive Glomerulonephritis (RPGN)

Eine wichtige Form des nephritischen Syndroms ist die rapid-progressive Glomerulonephritis (RPGN), die sofort behandelt werden muss. Diese kann durch Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis wie dem Goodpasture-Syndrom, Kollagenosen (autoimmune, entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes) und Vaskulitiden (autoimmune, entzündliche Erkrankungen der Gefäße) verursacht werden. Eine unbehandelte RPGN führt fast immer zu einem dialyse-pflichtigen Nierenversagen. Entsprechend ist die frühzeitige Einleitung einer Therapie essentiell. Auch hier ist die Gewebeprobeentnahme der Niere (Nierenbiopsie) unabdingbar, um die Diagnose stellen und entsprechend spezifisch therapieren zu können. Therapeutisch kommt es zum Einsatz von Kortison-haltigen Medikamenten (Glukokortikoiden), Chemotherapeutika (Alkylanzien) und speziellen Antikörpern (Rituximab).

Therapeutisches Vorgehen

Da sich die korrekte Diagnosestellung eines nephrotischen bzw. nephritischen Syndroms mitunter als schwierig gestaltet und die Therapie sehr spezifisch ist, besprechen wir die Ergebnisse unserer Nierenbiopsien einmal wöchentlich in einer Konferenz mit spezialisierten Patholog*innen, die die feingewebliche Untersuchungen der Nierenproben durchführen. Im Rahmen dieser Konferenz werden Diagnosen und die Erarbeitung des Therapieregimes von komplexen Krankheiten sowie Krankheitsverläufen in Zusammenarbeit mit unseren Kolleg*innen aus der Pathologie erarbeitet. Die zuweisenden Ärzte werden über die Ergebnissen und den Therapiekonzepten von uns informiert.

Nephrologische Ambulanz: 0551 3960400

Für Patient*innen mit Nierenerkrankungen bietet unsere Klinik Spezialsprechstunden in unserer nephrologischen Ambulanz.

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