Granulomatose mit Polyangiitis (GPA)

Klinik für Nephrologie und Rheumatologie

Die Granulomatose mit Polyangiitis (GPA) gehört zu den ANCA-assoziierten Kleingefäßvaskulitis.

Symptome

Die Symptomatik beginnt häufig lokal mit nicht-vaskulitischen Manifestationen im Bereich des HNO-Trakts, der Lunge und des Kopfs, die durch eine anhaltende granulomatöse Entzündung verursacht werden. Bei Granulomen handelt es sich um „knötchenartige“ gutartige Gewebeneubildungen). Zu den typischen Symptomen in diesem „Lokalstadium“ zählen eine chronische, häufig blutig-borkige Entzündung der Nase (Rhinitis), eine chronische Nasennebenhöhlen- (Sinusitis) und Mittelohrentzündung (Otitis media), eine Einengung des Tränengangs mit Tränenträufeln (Tränengangsstenose) und starke Kopfschmerzen sowie ein Hervortreten der Augen (Exopthalmus) durch eine Granulombildung im Gehirn. Bei Befall der Luftröhre und Atemwege können Betroffene Schwierigkeiten beim Einatmen entwickeln. Das lokalisierte Krankheitsstadium verläuft i.d.R. „milde“ und nicht organbedrohend. Allerdings drohen durch das lokal destruierende Wachstum der Granulome bleibende Organschädigungen wie z.B. eine Sattelnasenbildung bzw. Nasenseptumperforation durch Zerstörung der Knorpel-Knochensubstanz.

Vaskulitisches Generalisationsstadium

Mit Auftreten des sog. vaskulitischen Generalisationsstadiums entwickeln die meisten Patienten eine ausgeprägte B-Symptomatik mit Abgeschlagenheit, Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust und Nachtschweiß. Zu den wichtigsten systemischen Vaskulitismanifestationen gehören der Nieren- (Glomerulonephritis mit Entwicklung einer fortschreitenden Niereninsuffizienz und eines Bluthochdrucks) und Lungenbefall (pulmonale Kapillaritis mit Luftnot und Lungenblutung [alveoläre Hämorrhagie]). Gefürchtet ist die Entwicklung einer sog. rapid-progressiven Glomerulonephritis (RPGN), die rasch (innerhalb von Tagen bis wenigen 6 Monaten) in einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz münden kann. Bei einem gemeinsamen Auftreten von Nierenversagen und Lungenblutung spricht man von sog. pulmorenalen Syndrom. Darüber hinaus können der Bewegungsapparat (Gelenk- und Muskelschmerzen), der Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Geschwüre mit Blutungsgefahr), die Augen (Episkleritis) und das periphere (Mono- oder Polyneuropathie) sowie zentrale Nervensystem (zerebrale Vaskulitis mit der Gefahr von ischämischen Schlaganfällen, Hirnblutungen, Hirnnervenlähmungen und Krampfanfällen) betroffen sein. Zeichen einer Vaskulitis an der Haut sind flächenhafte oder punktförmige Einblutungen (Purpura, Petechien), eine netzartige, bläulich-violette Hautzeichnung (Livedo reticularis) und schmerzhafte Geschwüre mit Absterben der Haut (Pyoderma gangraenosum).

Antikörpernachweis

Im vaskulitischen Stadium lassen sich bei den meisten Patienten im Blut Antikörper nachweisen, die sich gegen Bestandteile im Zellplasma (Zytoplasma) körpereigener weißer Blutkörperchen (Neutrophile) richten (ANCA). Im Falle der GPA ist das Zielantigen die Proteinase 3 (PR3). Hierbei handelt es sich um ein Enzym, das an der Regulation von Entzündungsprozessen beteiligt ist (sog. ANCA mit PR3-Spezifität). Aufgrund ihres cytoplasmatischen Fluoreszenzmusters werden sie auch als cANCA mit PR3-Spezifität bezeichnet.

Therapie

Die Therapie der Erkrankung erfolgt aktivitätsadaptiert. Im lokalen oder frühsystemischen Stadium ohne drohende Organschäden wird in erster Linie eine Kombinationstherapie mit MTX und Glukokortikosteroiden („Kortison“) eingesetzt. Patienten mit einer organbedrohenden systemischen Vaskulitis erhalten zunächst eine starke immunsuppressive Therapie, deren Ziel eine rasche Unterdrückung aller Krankheitssymptome ist (sog. Remissionsinduktion). Zum Einsatz kommen Cyclophosphamid und Rituximab, jeweils in Kombination mit Glukokortikosteroiden. Mit Erreichen der Remission wird die Behandlung auf eine mildere Immunsuppression (Rituximab, Mycophenolatmofetil, MTX) umgestellt.

Prognose

Die Prognose der Erkrankung hat sich dank der heute zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten deutlich gebessert. Anders als früher handelt es sich bei der GPA nicht mehr um eine rasch letale, sondern eine chronisch-rezidivierend verlaufende Erkrankung. Unter einer adäquaten immunsuppressiven Behandlung liegt die 4-Jahres-Überlebenszeit inzwischen bei 90%.

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